Großsteingräber im Köthener Land
Die südlichsten prähistorischen Megalithgräber Mitteldeutschlands
Funde ersten menschlichen Daseins im Köthener Land konnten in Werdershausen, Köthen und Mosigkau auf eine Zeit vor etwa 250.000 Jahren datiert werden. Faustkeile aus dieser Epoche sowie die Überreste der damaligen Jagdbeute – dem Mammut, dem Ur- und dem Wollnashorn oder dem Riesenhirsch – bereichern heute u.a. das Historische Museum in Köthen. Im Akener Raum wurden bereits vor 15.000 Jahren Rentiere gejagt und mit dem immer besser werdenden Klima wurden die Menschen in der Mittelsteinzeit, etwa 5.000 v. Chr., hier sesshaft. Sie siedelten im Urstromtal der Elbe, bauten bis zu 30 Meter lange Häuser aus Holzstämmen und fertigten Tongefäße. Kunst- und Kultgegenstände sowie die noch heute sichtbaren Großsteingräber und Grabhügel sind ein sichtbares Zeichen für die hohe Kultur der damaligen Zeit in dieser Region.
In Britta Schulze-Thulins 132 Seiten dicken Buch Großsteingräber und Menhire werden 15 Touren zu mitteldeutschen Megalithbauten beschrieben, so auch die hier vorgestellten im Köthener Land. Sommerliche Fahrradtouren zu den Denkmälern der vergangenen Epochen machen das Auffinden oft einfacher, da diese manchmal etwas abseits liegen oder ohne Ausschilderungen nicht immer leicht zu finden sind.
Prähistorische Sammlung im Schloss Köthen
Die Ausstellung im Historischen Museum Köthen (Öffnungszeiten Dienstag – Sonntag 10:00 bis 17:00 Uhr) zeigt Funde aus dem Köthener und Bernburger Raum. Den Grundstein für diese Sammlung legte der Kreiskonservator Walter Götze, der Anfang des 20. Jahrhunderts mehrere Ausgrabungen in der Region leitete. Zu sehen sind frühgeschichtliche Funde wie Werkzeuge, Keramik, Schmuck und Knochen sowie das Geweih eines altsteinzeitlichen Riesenhirsches mit 2,60 Meter Spannweite.
An der Ostseite des Ferdinandsbaus im Köthener Schloss befindet sich etwas versteckt die Rekonstruktion der Schortewitzer Rampenkiste, eines 1,55 Meter langen Einzelgrabs. Das Grab wurde 1912 vom Kreiskonservator Walter Götze ausgegraben und vom Windmühlenberg in Schortewitz nach Köthen gebracht, wo es heute ein eher unbeachtes Dasein fristet.
An der Stirnseite der Remise (Café Leopold) befindet sich ein weiteres von Walter Götze umgesetztes Hünengrab. Bei der Steinkiste von Plömnitz handelt es sich um eine 2,30 Meter lange Steinkiste aus großen Sandsteinplatten ohne Deckstein. Leider wurde, wie bei vielen der hier genannten Grabanlagen auch, an keinerlei Hinweisschilder oder Tafeln gedacht, die auf den historischen Wert dieser Stätte hinweisen.
Heidenberg – Das Großsteingrab von Schortewitz
Das südlichste Megalithgrab in Deutschland befindet sich am Ortsrand von Schortewitz, am Heidenberg. 10 Trag- und 2 Decksteine bilden das aus Findlingen errichtete Gangrab mit einer Gesamtlänge von 6,80 Meter. Seine Entstehung wird auf die jüngere Steinzeit um 3.200 v. Chr. geschätzt, wobei davon ausgegangen werden kann, dass die Anlage mehrere Jahrzehnte begehbar war und für Bestattungen genutzt wurde. Im Jahr 1913 grub Walter Götze 11 Skelette in Hockerstellung aus. Gefunden wurden zudem Amulette, Steinwerkzeuge und durchbohrte Wolfszähne sowie Kannen der Walternienburg-Bernburger Kultur.
Hoher Berg – Großsteingrab von Wulfen
Ein 3,60 Meter langes, aus Findlingen errichtetes Ganggrab in Wulfen, steht mitten im Ort am Hohen Berg. Es steht auf einer Anhöhe über dem Elbstromtal und war zur Zeit seiner Erbauung sicher ein markanter Punkt in der Landschaft. Geöffnet wurde die Anlage bereits im Jahr 1784 und 1912 nochmals vom Kreiskonservator Walter Götze untersucht. Die Funde – Feuersteine, Gefäße und Urnen – befinden sich im Museum der Stadt Köthen. Ein zweites Grab erwähnt die “Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste” Teil 27 von 1836 auf Seite 458: “…schon im Jahr 1692 wurde ein Denkmal auf dem Weinberge bei Wulfen geöffnet und außer den Urnen sehr merkwürdige Waffen und andere Gerätschaften gefunden; das Denkmal selbst ist nicht mehr vorhanden”. Auch von einem dritten Grabmal bei “Wulfen an der Löhmküte” wird hier berichtet.
Der Teufelskeller – Großsteingrab bei Drosa
Die wie ein Dolmen wirkende Anlage bei Drosa war ursprünglich ein Ganggrab mit einem Innendurchmesser von 9,20 Meter. Zum Zwecke der Flurbereinigung wurde es 1903 gesprengt. Ein Jahr darauf durfte der Anhaltische Geschichtsverein Ausgrabungen vornehmen, hierbei wurden zahlreiche Beigaben aus der Walternienburger und Bernburger Kultur der Jungsteinzeit gemacht und nach Köthen gebracht. Das heutige imposante Aussehen des “Teufelskeller” ist ein wieder errichtetes Steingrab mit einer Deckplatte von 4,2 mal 3,3 Metern. Eine Informationstafel steht etwas abseits der Straße am Weg zum Drosaer Großsteingrab.
Steinzeitliche Grabanlagen von Latdorf
Keine archäologischen Funde sind von der Steinernen Hütte, einem rechteckigem Hünengrab in Latdorf, überliefert. Es befindet sich nördlich des Spitzen Hochs, einem Grabhügel, der bereits 1880 durch Prof. Friedrich Klopfleisch lückenhafte Ausgrabungen erfahren hatte. Auf dem Pfingstberg bei Latdorf steht ein etwa 2 Meter hoher Menhir, der Totensäule oder auch Schwedenstein genannt wird.
Das Großsteingrab bei Grimschleben befindet sich in der Nähe der beiden zuletzt genannten Denkmäler. Es ist unter den Namen Heringsberg oder Iringsbreite bekannt.
Bierberg – Großsteingrab bei Gerbitz
Das Großsteingrab auf dem Bierberg zwischen Latdorf und Gerbitz liegt am rechten Rand der Fahrbahn, wenige Meter hinter der Kreuzung der L73. Es besteht aus behauenen Sandsteinblöcken und hat eine Länge von 6,80 Meter. Im frühen 19. Jahrhundert wurde es ausgeplündert, Funde sind leider nicht erhalten geblieben.
Menhir von Drehlitz
Vom Petersberg in Richtung Ostrau fahrend, steht am Rand der rechten Fahrbahnseite gut 1 Kilometer vor Ostrau der 1,27 Meter hohe Menhir von Drehlitz. Der im Volksmund als “Oma” bezeichnete Porphyr steht auf der Grenze zweier alter Flure – dem “Stücken am langen Stein” und dem “Galgenfeld”, was auf eine alte Richtstätte hinweist.
Grabhügel
Eine ganze Reihe Erhebungen im Köthener Land – so zwischen Bernburg und Köthen der Fuchsberg bei Weddegast und der Mühlberg in Libehna – wurden von unseren Vorfahren als Grabhügel oder heilige Stätten genutzt. Vermutlich verehrten die damaligen Bewohnern auch den Hilgenstein von Baasdorf und den Flinz bei Löberitz, zwei große Findlinge aus der letzten Eiszeit. von den damaligen Bewohnern verehrt. Auch Pilsenhöhe, zwischen Baasdorf und Edderitz gelegen und mit 111,2 Meter über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung weit und breit, war mit großer Wahrscheinlichkeit ein heiliger Ort unserer Vorfahren.
Quellen:
- Fabian Gall, Steinzeitlandschaft Latdorf (Heft 1 von 2003)
- Britta Schulze-Thulin, Großsteingräber und Menhire
- Vor- und Frühgeschichte, Veröffentlichung der Landkreisverwaltung Köthen
- Megalith-Seiten von Thomas Witzke
Karte / Übersicht
Die meisten Grabanlagen im Köthener Land liegen nahe der B185 zwischen Bernburg und Köthen sowie in Schortewitz.
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