Scheuder und die Ziethequelle
Ruhiger Ort im Nordwesten der Stadt Südliches Anhalt
Scheuder liegt 75 Meter über dem Meeresspiegel eingebettet in eine Landschaft von Wiesen und Felder. Man erreicht den als Haufendorf angelegten Ort aus allen vier Himmelsrichtungen. Köthen und Dessau sind über die Bundesstraße 185 in Ost-West-Richtung nach 8 bzw. 15 Kilometern nicht weit entfernt. Elsnigk und etwas weiter Aken liegen im Norden, im Süden erreicht man nach etwa 4 Kilometer Storkau.
Zur Gemeinde gehören die beiden Ortsteile Lausigk und Naundorf. Alle drei Ortschaften gehören seit dem 1. Januar 2010 zur Stadt Südliches Anhalt und liegen im Nordwesten der Einheitsgemeinde gut 13 Kilometer vom zentralen Verwaltungssitz in Weißandt-Gölzau entfernt.
Der Name Scheuder
Eine erste urkundliche Erwähnung, die Bezug nimmt auf Scheuder, ist mit dem Namen Hynric de Scudere im Jahre 1314 zu finden. Der Name wandelte sich von Scudere 1315 in Sczhudere und Skudere im Jahre 1316. Danach erfolgten weiter Umwandlungen des Namens bis 1380 das Dorf Schudere in Niederschriften auftauchte.
Sehenswertes in und um Scheuder
Als dominierende Gebäude sind entlang der “Hauptstraße” die ehemalige herzogliche Domäne, das Pfarrhaus, die Kirche, die alte Schule und die Mühle zu nennen und an der Straße nach Lausigk die weithin sichtbare Schnitterkaserne sowie das in einer kleinen Parkanlage gelegene Kulturhaus.
Domäne mit Herrenhaus
Das ehemalige Herrenhaus der Domäne ist etwa 300 Jahre alt. Es wurde in einer Fachwerkbauweise erbaut, die man Wilder-Mann-Konstruktion nennt, die sonst nur im Harz üblich ist.
Die Kirche
Die Scheudersche Feldsteinkirche, die inmitten des Dorfes auf dem heute noch genutzten Friedhof steht, stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist vermutlich als sogenannte Wehrkirche errichtet wurden. Das Langhaus auf rechteckigem Grundriss hat auf der Nordseite den Choranbau und den Turm auf der Westseite. Dem Portal ist eine Backsteinvorhalle vorgesetzt.
Im Innern sind das Langhaus und der Chor mit einer Holzdecke versehen, wobei sich der Chor gegen das Langhaus in einem breiten Rundbogen öffnet. Eine Empore umzieht das Schiff an drei Seiten, die über eine Treppe im Turm zu erreichen ist. Oben im Turm steht die Orgel; die kleine romanische Glocke stammt noch aus der Zeit Eike von Repgows.
Die Ausstattung ist eher schlicht, jedoch fallen die Kanzel, der spätromanische Taufstein, die farbigen Malereien und das Rundbogenfenster ins Auge. Für eine Besichtigung der Kirche nennt die Landgemeinde Quellendorf auf ihrer Webseite einen Ansprechpartner in Scheuder.
Im Jahr 1905 erfolgte eine große Restaurierung, bei der unter anderem dem Portal auf der Südseite eine Backsteinvorhalle vorgesetzt wurde und das Rundfenster der Ostwand (Farbige Verglasung “Der gute Hirte”) eingebrochen wurde. Am 1.10.1905 wurde die Neuweihe der unter Denkmalschutz stehenden Kirche vorgenommen.
Die Mühle
Die im Gebäude vorhandene Motormühle ist Zeugnis des technischen Fortschritts in der Landwirtschaft. Die Mühle des Otto Meinecke ist seit Jahren nicht mehr in Nutzung.
Das Schnitterhaus
Das allgemein als Kaserne bekannte Gebäude entstand um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert als Unterkunft für die polnischen Saisonkräfte der ehemaligen Domäne und ist Zeugnis der damals herrschenden Strukturen in der Landwirtschaft. Jetzt befinden sich dort Wohnungen.
Der Scheudersche Gasthof
Dieser ehemalige Fuhrmannsgasthof ist vielen Leuten bekannt und wird heute noch gern besucht. Er ist etwa 1 Kilometer nördlich vom Ort, unmittelbar an der Bundesstraße 185 zwischen Köthen und Dessau gelegen. Der Gasthof wurde anstelle eines älteren Bauwerks im Jahre 1756 neu erbaut. Mit seinem Standort an der Grenze des einstigen Fürstentums Anhalt-Dessau diente das geräumige Gehöft als Gasthaus und Ausspann. Seit 1961 gehört der Scheudersche Gasthof zu Würflau (Gemeinde Elsnigk).
Die Ziethequelle
Die Ziethe, einer der größten Landgräben die das Köthener Land durchziehen, hat südöstlich von Scheuder inmitten fruchtbaren Lößbodens ihren Ursprung. Bemerkenswert ist die durch ein geringeres Grabengefälle bedingte Wasserscheide der Ziethe, wonach ein Teil des Wassers in Richtung Westen fließt und in die gut 20 Kilometer entfernte Fuhne bei Plömnitz mündet. Zum anderen verbindet sie sich in Richtung Osten mit dem Libbesdorfer Landgraben, welcher nach Norden zur Taube oder nach Süden in die Fuhne entwässert.
Die Quelle selbst wurde im Jahr 1999 wieder hergerichtet. Ein großer Findling, in dem ein Messpunkt gesetzt wurde, markiert seitdem den Standort der Ziethequelle. Die Mitteldeutsche Zeitung beschrieb in einem Beitrag vom September 2010 die Ziethequelle bei Scheuder mit: “Ein idyllisches Fleckchen Grün”.
Landwirtschaft und Handwerk
Der Ort wurde und wird durch die Landwirtschaft geprägt.
Die Domäne Scheuder bestand bis 1945. Der letzte Pächter der Domäne, Ferdinand Edeling, musste bedingt durch die Bodenreform seine Pacht beenden. Neben der Domäne existierten 8 bis 10 selbständige Kleinbauern. Vor dem zweiten Weltkrieg hatte Scheuder noch viele Handwerker, wie einen Schmied, einen Müller, einen Bäcker sowie einen Kaufladen und zwei Gaststätten. Einer der Gastwirte betrieb zudem noch einen Pferde-, Kolonial- und Kohlenhandel.
Nach dem Krieg wandelte sich das Bild erst bis zur Wende 1990, was heißt, in der Schmiede wurde nur noch nebenbei gearbeitet und die Mühle wurde von der LPG aufgekauft und von dieser noch bis nach der Wende weiter betrieben. Auch den Stellmacher, der sich in den 60-iger Jahren in Scheuder niederließ, gibt es nicht mehr. Jetzt existieren keine Industrie und kein Handwerk mehr im Ort. Die Acker- und Wiesenflächen rings um den Ort werden jedoch größtenteils noch bewirtschaftet.
Kultur und Freizeit
Die Zeiten von Feuerwehr-, Reiter- und Stutenball sowie des Gesangsvereins sind lange vorüber. Geblieben vom Traditionellen sind das Dorffest, der Heimatverein und die Freiwillige Feuerwehr. Die Freiwillige Feuerwehr Scheuder wurde 1913 gegründet. Ein Höhepunkt in der langen Geschichte der Feuerwehr ist ohne Zweifel der von der DEFA gedrehte Dokumentarfilm über die Feuerwehr mit Beteiligung der Bevölkerung und unter Mitwirkung bekannter Schauspieler.
Feste Bestandteile der Dorffeste, die mit wenigen Ausnahmen seit Kriegsende jedes Jahr stattfanden, sind das Maien holen und das Ringreiten.
Seit vielen Jahren werden der kleine Park und das dort befindliche Kulturhaus für die Dorffeste, für Sport und Spiel zum Kindertag und auch für viele private Feiern genutzt.
Fahrradroute 6
Die Route 6 der Fahrradtouren im Köthener Land führt durch Scheuder. Zur Rast empfiehlt sich der Kulturpark, von dem aus man auch gleich zur Dorfkirche gelangt.
Ebenso kann man auf einem kleinen Abstecher von der Route die Ziethequelle erreichen, an der Bänke und Tische zum Verweilen einladen.
Quellen:
- Ortsgeschichte Gemeinde Scheuder mit den Ortsteilen Lausigk und Naundorf, Teil 1-3, zusammengestellt von Hannelore Kürbitz, 1996
- Schönheit auf den zweiten Blick – Fahrradtouren im Köthener Land – herausgegeben durch die Kulturstätten des Landkreises Köthen, 2000
- Verfassereigene Ergänzungen und Fotoaufnahmen, Kornelia Horn
- Vielen Dank an Kornelia Horn, die mit mir Kontakt aufgenommen und diesen Beitrag über ihren Heimatort Scheuder eingereicht hat. Lediglich ein paar kleine Änderungen/ Erweiterungen und das Aufbereiten für Web sind von mir vorgenommen. Einen Besuch der Ortschaft nehme ich mir für 2011 ganz fest vor…
Karte / Übersicht
Scheuder liegt nahe an der Bundesstraße 185 zwischen Dessau und Köthen. Die Köthener Land Fahrrad-Route 6 führt durch den Ort und bietet die beste Möglichkeit der Ziethequelle einen Besuch abzustatten.
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